Lutz Goetzmann
Y – Z Atop Denk 2022, 2(12), 2.
Abstract: Folgende Ausführungen beschäftigen sich mit dem Realen (im Sinne Lacans) und dem Ereignis in der psychoanalytischen Kur. Als Grundlage werde ich zunächst ein psychoanalytisches Modell vorstellen, das – so hoffe ich – tragfähig genug ist, um sich dem Ereignis des Realen konzeptuell zu nähern, und das dem Dual-Aspekt-Monismus verpflichtet ist. In einem zweiten Schritt werde ich das Modell in den Kontext von Alain Badious Ereignisphilosophie stellen und die Begriffe der Vielheit, der Zählung-als-Eins, der Präsentation/ Repräsentation sowie der Ereignisstätte für die Psychoanalyse fruchtbar zu machen. Abschließend werde ich die entsprechende Klinik beschreiben, welche am Rand des Ereignisses auftritt, und analytische Interventionen vorschlagen.
Keywords: das Reale, Ereignis, Dual-Aspekt-Monismus, Mengenlehre, Trauma
Veröffentlicht am: 30.12.2022
Artikel als Download: Das Reale und das Ereignis in der psychoanalytischen Behandlung
„Die Relevanz von Modellen in Bezug auf die mentale Ökologie müsste jedenfalls beurteilt werden in Abhängigkeit von 1.) ihrer Fähigkeit, die diskursiven Kettenglieder im Sinnzerriss zu umschreiben, und 2.) ihrem Einsatz von Konzepten, die einen theoretischen und praktischen Selbstaufbau zulassen“ (Guattari 2019, S. 52).
Felix Guattari (2019, S. 52)
1. Allgemeines Modell des psychischen Seins
Meine These ist, dass das exzessive Reale, d.h. das Traumatisch-Reale ein Ereignis ist, das in seinem Umfeld, der sogenannten „Ereignisstätte“ verschiedene imaginäre und symbolische Gedanken als Trümmer oder Fragmente anzieht, wie ein schwarzes Loch. Die Aufgabe der psychoanalytischen Kur ist es, dieses Chaos zu ordnen. Als Ausgangspunkt meiner Überlegungen zu den Vorgängen am Rande des Realen, auf der sogenannten Badiou’schen Ereignisstätte (2016, S. 200 ff.), wähle ich Laplanches (2004; 2017, u.a. S. 89 ff.) „anthropologische Grundsituation“ (Übers. d. Verf., orig. „situation anthropologique fondamentale“). Laplanche übernimmt hier eine Figur der französischen Tradition, von Rousseau ausgehend, nämlich dass der andere – ursprünglich der König, seine Majestät, im Verhältnis zum Adel – das Subjekt in seinem Sein bestimmt. Das ist eine Anerkennungsphilosophie, die in Sartre gipfelt – „Die Hölle sind die Andern“, und ihren besonderen Ausdruck in Lacans Vorstellung eines „gespaltenen Subjekts“ findet, dessen Unbewusstes sich durch das Begehren des Andern konstituiert (Honneth 2018, S. 19). Der Einfluss des Andern erscheint deswegen noch vielschichtiger, weil das Begehren des Andern, so Laplanche, aus dessen sexuellen Vor- und Unbewussten stammt. Laplanche spricht von „rätselhaften Botschaften“, die auf solche Weise an das Kind herangetragen werden. Für das Kind ist diese Botschaft in doppelter Weise schwierig: Es handelt sich um die Botschaft eines Erwachsenen, und diese ist durch die vor- oder unbewusste Herkunft einschließlich der sexuellen Konnotation zusätzlich undurchsichtig und doppelbödig. Zunächst bleibt deswegen diese Botschaft des Andern in der Psyche des überforderten Kindes wie eingeritzt, als Kratzer oder als eine unsichtbare Kerbe. Es sind z.B. die Stimme oder der Blick des Andern, die solche Spuren in etwas hinterlassen, das Laplanche als das „eingeschlossene Unbewusste“ (Übers. d. Verf., orig. „inconscient enclavé“) bezeichnet. Diese Kerben und Kratzer, diese Spuren des Andern – das alles ist nicht oder noch nicht repräsentiert: Es ist, in Lacans (2012) Terminologie, „real“. Ich denke, dass sich dieses Modell der rätselhaften Botschaft auf die intersubjektive Kommunikation, z.B. zwischen Kind und Erwachsenem, ausdehnen lässt, d.h. jede Botschaft bewirkt zunächst eine Spur im Realen. Gelegentlich spricht Lacan von einem Unbewussten, das wie eine Sprache strukturiert sei, oder das aus Wörtern oder Wortabfolgen bestehe. Dann wieder soll das Unbewusste real sein, jenseits jeder semantischen Struktur im Nicht-Repräsentierten deterritorialisiert. Es gibt also zwei Qualitäten des Unbewussten: die reale, welche ein Unbewusstes beschreibt, das noch nie repräsentiert war, und die symbolisch-imaginäre, welche auf ein Unbewusstes hinweist, das sekundär, durch eine Verdrängung entstanden ist. Hier sollte besteht eine klare Differenz: Das Imaginäre ist das Bildliche, auch wenn es im traditionellen Sinne „symbolisch“ sein kann, also, dass das Bild für etwas anderes steht, dieses symbolisiert, wie das manifeste Traumbild einen latentes Trauminhalt „symbolisiert“. Das Symbolische im Lacanschen Sinn ist jedoch das Sprachliche, welche bildhafte, d.h. imaginäre Vorstellungen zu bestimmen vermag. Vor diesem Hintergrund umfassen das Imaginäre auch Vorstellungen der Ganzheit, des Einen oder der narzisstischen Vollkommenheit, während sich aus der Sprache, d.h. aus dem Symbolischen, die Struktur, die Ordnung und das Gesetz ableiten. Im Falle der Einritzung, die vom Andern kommt, könnte man vom „realen Unbewussten“ oder von einer „Enklave des realen Unbewussten“ sprechen. De M’Uzan (1993) beschrieb hier ein „Gelege“, also eine Ablage der wahrgenommenen Botschaften, sozusagen im Nest des Unbewussten. Es handelt sich um das Gelege der Milch, des Blicks oder der Stimme des Andern, oder der entsprechenden Organe, also der Brustwarze, des Auges und des Mundes, dieser „Partialobjekte“, aus welchen die Milch, der Blick oder die Stimme hervortreten (vgl. Lacan 2010). Das alles kann nährend oder giftig, liebevoll, verführend oder grausam sein. Jedenfalls wirkt es für das Kind rätselhaft.
Hier sei ein Ausflug in die Philosophie gestattet: Ich greife eine Überlegung Hegels auf, die das Verhältnis von Körper und Seele betrifft, und die im Kontext eines Doppelaspekt-Monismus steht. Dieses Verhältnis müssen wir mitbedenken, weil die Stimme oder der Blick, von der Milch ganz abgesehen, etwas Körperliches, Physisches hat, kurz: Natur ist. Dann stellt sich die Frage, wie daraus etwas Psychisches wird, d.h. in welchem Verhältnis das Reale und die Materie stehen. In der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften spricht Hegel (2016, S. 102, § 401 Z) von „einfachen“ bzw. „natürlichen Empfindungen“. Im Gegensatz zum Körper, d.h. der materiellen Natur, zählt Hegel die „Empfindung“, die einfach, natürlich, präpositional, unbewusst, vor allem aber real ist. Diese Empfindung zählt Hegel zum Bereich der Seele und damit zur „Idealität“. Das bedeutet, dass die seelische Empfindung nichts ist als die ideelle Seite der Materie, also des Körpers und seiner Erregungen, die sich im Körper ausbreiten. Die „Substanz“ (in Spinozas Vorstellung: das Göttliche) ist also janusgesichtig: Sie umfasst als geistige Substanz das Ideelle, Immaterielle, und als materielle Substanz die Materie, die Natur. Die immaterielle Substanz, d.h. das Ideelle, hat drei Dimensionen, nämlich das Reale, das Imaginäre und Symbolische. Hegel sagt: „Die Seele ist nicht nur für sich immateriell, sondern die allgemeine Immaterialität der Natur, deren einfaches ideelles Leben“ (Hegel 2016, S. 43, § 389). Sowohl die Erregungen (materielle Seite) wie die Empfindungen (ideelle Seite) resultieren somit aus der Botschaft des Andern. Der Erregungen bilden die physisch-sensorische Reaktion, während die Empfindungen eine seelische, ideelle, noch vorsprachliche Antwort sind. Letztere, also die Empfindungen, treten in zweierlei Formen auf: Als Ding und als Objekt a. Das Ding, so schlage ich vor – in Anlehnung an Lacan (2016, S. 67) – ist ein Ensemble realer Empfindungen, die aus der Botschaft des Andern resultiert. Lacan vervollständigt die seelische Dimension des Ideellen durch die Register des Imaginären (d.h. der bildhaften Gedanken) und des Symbolischen (d.h. der sprachlichen Gedanken). In unseren Gedanken sollte demnach stets der Körper als Materie mitgedacht werden. Dieses Mit-Denken impliziert, dass Empfindungen und Gedanken nichts anderes als die ideelle Seite des materiellen Körpers sind. Auf diese Weise wird der Körper als Materie, d.h. das körperliche Gehirn und das Nervengewebe (bzw. weitere Komponenten wie Hormone oder Neuropeptide) im Rahmen des „Doppelaspekt-Monismus“ konzeptuell nicht vernachlässigt. Diese „Ganzheit“ der Substanz, die sich aus der Materie (M) und dem Ideellen, d.h. dem Realen, Imaginären und Symbolischen (R, S, I) zusammensetzt, wird in Abbildung 1 veranschaulicht:
Abbildung 1: Materie (M)/ Idealität mit den Registern des Realen (R), Imaginären (I) und Symbolischen (S). (Eigene Darstellung)
In Hegels Dialektik wird die reale Empfindung negiert: Sie verschwindet, indem sie in bildhafte und sprachliche Gedanken aufgehoben wird (vgl. Hegel, 2017, S. 74). Im begreifenden Denken gehört das Negative dem Inhalt selbst an. Es ist sowohl eine immanente Bewegung wie Bestimmung und zielt auf ein Ganzes, Positives: Als Resultat aufgefasst ist es das aus dieser Bewegung herkommende, das bestimmte Negative und hiermit ebenso ein positiver Inhalt (Hegel 2017, S. 57). Durch die „bestimmte“ bzw. „bestimmende“ Negation wird die reale Empfindung zu ihrem Anderen: Zu einem imaginären bzw. symbolischen Gedanken. Die „bestimmte“ Negation „ist ein neuer Begriff, aber der höhere, reichere Begriff als der vorhergehende; denn sie ist um dessen Negation oder Entgegengesetztes reicher geworden, enthält ihn also, aber auch mehr als ihn, und ist die Einheit seiner und seines Entgegengesetzten. In diesem Wege hat sich das System der Begriffe überhaupt zu bilden“ (Hegel 2017, S. 49). So ist das Andere der Materie das Ideelle: Im Ideellen wird die Materie verneint. Hegel spricht hier von einer ersten Negation. Die Materie und die Nicht-Materie sind zunächst das Entgegengesetzte, das begrifflich durch eine Schranke voneinander Getrennte. Aber in einer „Negation der Negation“ entsteht etwas ganz Neues: das Ideelle, zunächst als das Reale, in welchem die Materie aufgehoben ist.
Nun ist die Materie die materielle Seite des Realen, und das Reale ist die ideelle Seite der Materie. Im weiteren Prozess einer dialektischen Transformation entwickelt sich aus dem Widerspruch von Realem und Nicht-Realem das Imaginäre, das dem Widerspruch von Imaginärem und Nicht-Imaginärem das Symbolische (bzw. das Reale). So ist die lebendige Substanz als Subjekt „die Bewegung des Sichselbstsetzens oder die Vermittlung des Sichanderswerdens mit sich selbst“ (Hegel 2017, S. 22 f.). Mit einem modernen Begriff, so Collmer (2006) kann man diese „reine Negativität“ als „Selbstorganisation“ bezeichnen, bei Hegel in einem klar teleologisch-entelechischen Sinne: „Der ausgeführte Zweck oder das daseiende Wirkliche ist Bewegung und entfaltetes Werden; eben diese Unruhe aber ist das Selbst; (...) das in sich Zurückgekehrte aber“ ist „eben das Selbst und das Selbst die sich auf sich beziehende Gleichheit und Einfachheit“ (Hegel 2017, S. 26).1 So erläutert Hegel:
„Indem (...) das Resultat, wie es in Wahrheit ist, aufgefasst wird, als bestimmte Negation, so ist damit unmittelbar eine neue Form entsprungen und in der Negation der Übergang gemacht, wodurch sich der Fortgang durch die vollständige Reihe der Gestalten von selbst ergibt“ (Hegel 2017, S.74).
Die Ableger der Botschaft des Andern sind zunächst reale Fremdkörper, die mit der Zeit erst assimiliert, d.h. im Zuge eines weiteren dialektischen Prozesses übersetzt werden können. Insofern wird der Botschaft des Andern erst im Nachhinein ein Verständnis hinzugefügt, also im Modus der „Nachträglichkeit“ (Übers. d. Verf., orig. „après-coup“). Allerdings lassen sich einige Empfindungen nicht übersetzen: Sie entziehen sich dem Zugriff des Symbolischen. Lacan (2010) bezeichnete diese Überreste als Objekt a. Man kann insofern folgende Unterscheidung treffen: Reale Empfindungen, die ein dinghaftes Ensemble bilden, können ins Bildhafte und Sprachliche übersetzt werden. Das Objekt a verweigert sich dieser Übersetzung und verbleibt in der Enklave des realen Unbewussten. Bion (1992) unterscheidet – in einer analogen Konzeption - zwischen alpha- und beta-Elementen: Alpha-Elemente dienen als Grundlage von bildhaften und sprachlichen Gedanken. Beta-Elemente lassen sich hingegen nicht transformieren. Sie versammeln sich auf einem „beta-Schirm“ (Übers. d. Verf., orig. „beta-screen“) oder werden evakuiert, z.B. in den eigenen Körper oder in den Körper oder die seelische Welt einer anderen Person (via projektive Identifikation). Diese Bionsche Unterscheidung zwischen alpha- und beta-Elementen trägt dazu bei, zwei bestimmte Aspekte des Realen besser zu fassen, nämlich hinsichtlich der Frage, ob der Effekt des Realen im imaginären bzw. symbolischen Register dargestellt („repräsentiert) werden kann oder ob eine solche Darstellung unmöglich ist („nicht-repräsentiert“). In der Enklave des realen Unbewussten sind Dinge also reale, übersetzbare und repräsentierbare alpha-Empfindungen. Objekte a sind reale, nicht-übersetzbare und nicht-repräsentierbare beta-Empfindungen, in Form „nie aufgehender Reste“ (Žižek 1996, S. 76). Alpha-Gedanken hingegen, die sich im Vorbewussten ausgebildet haben, vermögen entweder direkt ins Bewusstsein zu dringen, oder sie werden unter dem Einfluss moralischer Normen, d.h. des „Überichs“ verdrängt (Laplanche 2004). Diese Verdrängungsleistung schafft ein (verdrängtes) Unbewusstes, das eben nicht real, sondern imaginär-symbolisch verfasst ist. Es besteht aus Bildern und Wörtern, und seine Inhalte können als Träume, Versprecher, symbolische Körpersymptome, Familienromane oder Fehlhandlungen ins Bewusstsein des Subjekts gelangen. Allerdings ist die Übersetzung des alpha-Dings in einen bildhaften bzw. sprachlich Gedanken oft nicht nur fehlerhaft, d.h. ungenau, sondern in der Regel auch unvollständig. Damit ist gemeint, dass nicht-repräsentierbare, reale beta-Kerne, also das Objekt a, mitgeführt oder mitgeschleppt werden, wie das reale Geröll im Fluss der Gedanken. Reale Beta-Kerne sind dem Denken immanent.
Man kann sich fragen, wo hier die Gefühle, und damit auch die Körpergefühle vorkommen. Die einfachsten Formen von Gefühlen sind ja Hunger, Durst, Schläfrigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Schmerz, auch der Harndrang usw. – und die komplexeren Gefühle sind dann natürlich Neid, Schuld, Scham, Eifersucht, Ekel (Solms 2021, S. 96, 114). Gefühle sind immer bewusst (Solms 2021, S. 87). Ihre evolutionäre Funktion ist die Bewertung einer inneren oder äußeren Erfahrung, also ob diese gut, d.h. lustvoll, oder schlecht, d.h. unlustvoll ist. Solche einfachen, eher körperlichen, oder auch komplexen, emotionalen Gefühle werden von manchen Autor:innen als bildlose und nicht-sprachliche Gedanken aufgefasst, die zunächst auf einer rein phänomenalen Ebene bestehen (Demmerling 2021). Sie sind zwar als Phänomen präsent, aber, wie gesagt, weder bildhaft noch sprachlich bestimmt. Herrmann Schmitz (2014, S. 30) beschreibt die Gefühle als „räumlich ergossene Atmosphären“. Insofern liesse sich zwischen realen Empfindungen einerseits und gefühlt-atmosphärischen, d.h. phänomenalen, bildhaft-imaginierten und sprachlich-symbolischen Gedanken andererseits unterscheiden. Auch ein Körpergefühl (z.B. den Schmerz, aber auch Hunger, Durst, Übelkeit) zählt zur gefühlten Gedankenwelt. Insofern ist auch die Lacan‘sche Jouissance, das Geniessen oder die Lust atmosphärisch und zunächst phänomenal. Sobald aber ein Gefühl – zum Beispiel in einem Traum als Bild (vielleicht ein dunkles Haus) oder im Wachleben als Aussage („Ich bin traurig“) – bestimmt wird, verliert es seine reine Phänomenalität. Es erhält dafür – erneut infolge der negierenden Aufhebung – eine imaginäre oder symbolische Dimension. Die atmosphärische, zunächst phänomenale Welt der Gefühle entsteht also in der Übergangszone vom Realem (mit den Empfindungen) zum Imaginär-Symbolischen (mit bildlichen und sprachlichen Gedanken). Diese Zone ist weniger ein borromäischer Ring (in Gestalt des Realen, Imaginären und Symbolischen) als vielmehr eine bereits präsente, ideelle, phänomenale Atmosphäre. Hier ist die Skizze (Abbildung 2), welche die Gefühle als phänomenale alpha-Gedanken, d.h. als eine phänomenale Atmosphäre einführt, in welcher der borromäischen Knoten des Realen, Imaginären und Symbolischen eingebettet ist:
Abbildung 2: Materie (M) / Idealität mit den Registern / borromäischen Ringen des Realen (R), Imaginären (I) und Symbolischen (S) und der phänomenalen Atmosphäre der Gefühle. (Eigene Darstellung)
Hier werden zwei weitere Fragen aufgeworfen, die es zu berücksichtigen gilt: Wo ist der Körper, und was, d.h. welcher physiologische bzw. geistige Schritt führt dazu, dass eine Empfindung zum Gedanken wird? Der Körper ist zunächst ein materieller, der etwa aus Erregungen und den Trägern der Erregung, dem Nervengewebe, den Neurotransmittern, dem Blut und den Hormonen und den ausgelösten chemischen Prozessen besteht. Als realer Körper ist es der Körper der Empfindungen. Für uns ist sowohl der materielle wie der reale Körper nicht repräsentiert; er ist, wie wir sehen werden, „nichts“. Auf der materiellen und realen Ebene ist auch die Jouissance „nichts“. Erst auf der phänomenalen Ebene wird der Körper spürbar, meldet sich als „Leib“ (Schmitz) oder „Felt Sense“ (Gendlin), jedenfalls als ein präpositionales Körpergefühl. Hier wird auch die Jouissance spürbar. Die Körperbilder (vgl. Schilder, Dolto) sind imaginäre Gedanken (wie z.B. auch Röntgenaufnahmen oder das EKG, Darstellungen in der Malerei), die in Form sprachlicher Gedanken benannt werden können – von einer sprachlichen Bestimmung des Körpers („Dies ist mein Bein“) bis hin zur Befundung einer radiologischen Aufnahme. Die Gedanken, d.h. der Geist, und dieser in seiner sich selbst bewussten Form, der Vernunft, bilden eine Welt, in welcher Verwirklichungen – oder genauer: Selbstverwirklichungen wieder möglich sind. Insofern gibt es eine enge Verbindung, d.h. eine identitäre Verzahnung zwischen Welt, Geist und Vernunft (in Form selbstreflexiver alpha-Gedanken):
„Für Hegel ist der Geist nichts anderes als die Welt, als solcher ist er sehr materiell – er ist sozusagen eine materialistische Umkehrung der Bewegung Bewusstsein – Selbstbewusstsein – Vernunft, in der alle Formen des Bewusstseins noch nur ‚Abstraktionen desselben‘ sind. Die Vernunft wird Geist, wenn sie sich ihrer selbst als ihrer eigenen Welt sowie der Welt als ihrer selbst bewusst ist. Die Figuren oder Gestalten des Geistes sind nun ‚reale (...) Geister, eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewusstseins, Gestalten einer Welt.‘ Mit einem Wort: Der Geist ist materiell existierende Vernunft, vor allem im sittlichen Leben und in den Praktiken einer Gemeinschaft“ (Zupančič 2014, S. 19).
So aktualisiert sich der Geist der alpha-Welt als „materiell existierende Vernunft“ in zweierlei Hinsicht, nämlich weil die Materie die materielle Seite der Idee ist, d.h. des Ideellen: als Gehirn und als Handlung, als soziale oder sittliche Handlungstat, die eine Veränderung in der Welt der Materie herbeiführt: Ein Polizist ruft – im Rahmen der berühmten Sprechakts, und der unschuldigste Bürger, die unschuldigste Bürgerin dieser Welt, zuckt innerlich zusammen, bleibt stehen, dreht sich um: Dieses Zucken, Stehenbleiben und Sich-Umdrehen ist die materiell existierende Vernunft, eine Handlung, die nicht nur im Materiellen des Körpers verankert ist, sondern eine Modifikation des Verhaltens bewirkt. Der Geist kehrt in seine Heimat, die materielle Wirklichkeit zurück.
Die zweite Frage ist, was es eigentlich heißt, dass eine Empfindung in Gedanken übersetzt wird. Zunächst lässt sich sagen, dass eine unbewusste reale Empfindung in einen bewussten Zustand überführt wird, den wir als Gedanke bezeichnen. Solms (2021, S. 84) fasst die Grundannahmen der kognitiven Neurowissenschaften folgendermaßen zusammen: Die Funktion des Bewusstseins besteht darin, das Mannigfaltige der (realen) Informationen, die in materieller Hinsicht über das Gehirn verteilt sind, zu einem Ganzen zu verbinden oder entsprechend zu bündeln. Man nimmt einen „global workplace“ an, der in der Großhirnrinde generiert wird, und der die räumlich oder auch zeitlich disparaten Stücke von Informationen in Form einer Erfahrung, die bewusst im Wachzustand entsteht, zusammenführt, sozusagen komponiert (vgl. Zeman, 2001). Es gibt hier verschiedene Ansätze, auf welcher Ebene des Gehirns eine Erfahrung bewusst wird. LeDoux und Brown (2017) unterscheiden zwischen nicht-bewussten Zuständen erster Ordnung („First-Order-States“) und bewussten Repräsentanzen höherer Ordnung („Higher-Order Representations“). Letztere verleihen den „First-Order-States“ ein reflexives Bewusstsein. Die Kernaussage dieser Theorie ist jedenfalls, dass das bewusste Erleben aller Zustände von einem einzigen kortikalen System (GNC, General Networks of Cognition) generiert wird (LeDoux u. Brown, 2017). Solms und Panksepp (2012) vertreten hingegen die Ansicht, dass ein phänomenales Bewusstsein bereits subkortikal, nämlich im Hirnstamm generiert werden kann. Auf jeden Fall kann die reale Empfindung als eine Information aufgefasst werden, welche zur Komposition von bewussten Gedanken beiträgt, u.a. unter Verwendung von weiteren Gedanken, die in Form von Erinnerungen aus dem Arbeitsgedächtnis abgerufen werden. Es werden also reale Empfindungen in Form u.U. komplexer imaginär-symbolischer Gedanken bewusst, und die atmosphärischen Gedanken, also die Gefühle, die angenehm oder unangenehm, lustvoll oder unlustvoll sind, dienen dazu, diese imaginär-symbolischen Gedanken, und damit letztendlich auch die entsprechenden realen Empfindungen zu bestimmen bzw. zu bewerten.
Laplanche (2004) formalisierte sein Transformations-Modell anhand eines Schemas, das er Dejours Le corps d’abord (2001) entnommen hatte. Abbildung 3 zeigt Laplanches Schema, ergänzt durch die drei Register des Realen, Imaginären und Symbolischen, der Differenzierung zwischen alpha- und beta-Empfindungen, den gefühlt-atmosphärischen, phänomenalen Gedanken sowie zwischen dem realen und dem imaginär-symbolischen (verdrängten) Unbewussten, einschließlich der Dimension der Materie (Körper) und des Ideellen (Geist). In dieser Form handelt es sich um ein Allgemeines Modell des psychischen Seins, das Dejours und Laplanches Schema präzisiert.2
Abbildung 3: Allgemeines Modell des psychischen Seins (in Anlehnung an Laplanche, 2004 und Dejours, 2001). (Eigene Darstellung)
Der psychische Apparat, so Laplanche (2004), besteht aus zwei Teilen (A und B), die durch eine Transitionszone in Kontakt miteinander stehen. Die rätselhafte Botschaft löst im Teil B Empfindungen aus, und zwar als alpha-Dinge, die in Gefühle, Bilder oder Sprache übersetzt werden können, bzw. als nicht-übersetzbare Objekte a, die Bion beta-Elemente nannte. Im Teil A werden die alpha-Gedanken, die beta-Elemente mit sich schleppen, entweder bewusst oder ins Unbewusste verdrängt, also ins verdrängte Unbewusste. Man sieht hier auch die Materialität des Körpers und die Idealität der Seele bzw. des Geistes. Im Fall einer reiferen Neurose ist Teil A wesentlich ausgedehnter als Teil B. Bei Grenzfällen oder bei Psychosen kann jedoch Teil B die Oberhand gewinnen. In der Psychosomatik zeigt sich die Abfuhr realer Empfindungen in den Körper, in welchem sie sich z.B. als Erregungen zeigen (Muskelverspannungen, erhöhte Entzündungswerte usw.) in Form asymbolischer Symptome (Rückenweh, koronare Herzkrankheit). Symbolische Körpersymptome entstehen, wenn verdrängte imaginäre oder sprachliche Gedanken ins Körperliche umgesetzt werden, sich dem Körper, wie man sagt, gewissermaßen „einschreiben“ oder diesen bildlich, in Gestalt eines Symptoms, modellieren. Ich werde nun versuchen, mit diesem Modell Alain Badious Ereignisphilosophie für die Psychoanalyse fruchtbar zu machen.
2. Vielheit, Zählung-als-Eins, Situation
Badiou denkt die Wirklichkeit als das Viele, d. h. als Multiplizität, als die Vielheit ohne die Eins. In dieser Vielheit zeigt sich die Unendlichkeit der Natur. Die Vielheit von Gedanken bedeutet zunächst, dass immer noch ein weiterer Gedanke möglich ist. Aus dieser Perspektive existiert die Eins (oder das Eine) nur als Ergebnis einer Rechenoperation, d.h. wie Badiou (2016, S. 38) sagt, es gibt die Eins nur als „Zählung-als-Eins“ (Übers. d. Verf., orig. „compte-pour-un“). So wird ein Gedanke als Eins innerhalb einer Vielheit gezählt, ebenso eine ideell-reale Empfindung oder eine materielle Erregung. Wir haben also die Begriffe der „Vielheit“ und der „Zählung als Eins“. Ein weiterer Begriff ist die „Präsentation“. Die Präsentation ist das Auftauchen einer Vielheit, die sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzt; in unserem Fall setzt sich die Vielheit aus gefühlten, bildlichen oder sprachlichen Gedanken zusammen. Das Feld, in welchen die Elemente (bzw. Gedanken) auftauchen, nennt Badiou eine „Situation“. Erst die Zählung der Elemente, also z.B. der Gedanken, ermöglicht die Präsentation (Badiou 2016, S. 38). Badiou (2016, S. 39) unterscheidet dementsprechend zwischen einer „inkonsistenten“, d.h. nicht-gezählten und nicht-präsentierten Vielheit, und einer „konsistenten“ Vielheit, deren Elemente gezählt, präsentiert und situativ erfasst sind. Abbildung 4 zeigt die präsentierte Vielheit der Simpson-Familie, deren Elemente, d.h. deren Mitglieder jeweils als eins gezählt und in einer bestimmten Situation, hier im Pool oder Badeteich erfasst sind.
Abbildung 4: Die präsentierte Vielheit der Elemente / Mitglieder einer Familie (Struktur). (Miguel Mendez, 2011)
In Abbildung 5, die Laplanches Modell weiterführt, enthält also die Enklave des realen Unbewussten (im Bereich B) eine inkonsistente „Vielheit“ bzw. „Mannigfaltigkeit“. Das verdrängte Unbewusste bzw. das Vorbewusste und Bewusste (im Bereich A) bildet dagegen eine imaginär-symbolische Struktur, die eine „konsistente“ Vielheit aus gefühlten, bildhaften und sprachlichen Gedanken enthält. Das „Davor“, d.h. das Reale lässt sich nur mit Hilfe einer rückwirkenden Zählung präsentieren: Badiou (2016, S. 69). bezeichnet dieses inkonsistente, reale Davor als „reine Vielheit“. Das Reale ist die reine Vielheit. Die Enklave des realen Unbewussten enthält damit, weil noch nicht gefühlt, imaginiert oder symbolisiert, lediglich eine „Vielheit von nichts“. Sie ist leer. Insofern bildet das reale Unbewusste erst dann eine Situation, die präsentiert ist, wenn die Vielheit der Empfindungen rückwirkend, d.h. durch die jeweilige Zählung-als-Eins lesbar wird. Damit sind die Begriffe Ding und Objekt a nur gezählte Platzhalter für das Nichts.
Abbildung 5: Allgemeines Modell des psychischen Seins, in Bezug auf die Situation, Präsentation, Repräsentation und die Leere. (Eigene Darstellung)
Diese Struktur der Präsentation kann nun durch eine Meta-Struktur verdoppelt werden. Badiou (2016, S. 539) bezeichnet diese Metastruktur als „Verfassung“ einer Situation. Damit ist einfach gemeint, dass die Struktur der Situation irgendeine eine Ordnung, etwa eine serielle Abfolge erhält. Durch die Meta-Struktur entsteht eine „Repräsentation“ der Elemente. So sind die Daltons-Brothers, wie die Abbildung 6 zeigt, nach Körpergröße, vermutlich auch nach Boshaftigkeit und Intelligenz geordnet:
Abbildung 6: Die repräsentierte Vielheit der Elemente einer Familie, geordnet nach Körpergröße (Metastruktur). (Jmh2o, 2015)
Das Objekt a entzieht sich natürlich sowohl der gezählten Präsentation wie der eine Ordnung etablierenden Repräsentation. Es verbleibt auf der Ebene der ungezählten und reinen Präsentation. Nur das alpha-Ding lässt sich präsentieren und in eine entsprechende Repräsentation einfügen. Ich denke, dass es im Bereich des Mentalen nur Repräsentationen gibt, d.h. dass jede Präsentation eine Ordnung, d.h. eine Metastruktur besitzt. Auch auf Abbildung 4, welche die Simpsons zeigt, besteht wohl eine Metastruktur, d.h. eine bestimmte familiäre Anordnung.
Nun sagt Badiou, dass die „reine Vielheit“, die nicht gezählt, d.h. inkonsistent ist, sich der Situation aber als durchaus immanent erweisen kann. Das bedeutet, dass innerhalb der Situation eine reine, inkonsistente Vielheit vorhanden ist, die aber von der Präsentation selbst ausgeschlossen ist. Diese „Präsentation-an-sich“ ist das „Nichts“ – d.h. im Sinne eines „Nichts-Sein“, ganz im Gegensatz zum „Nicht – Sein“ (Badiou 2016, S. 40, 70). Es gibt zwar das Reale, aber es ist ein Nichts. Es kann nicht, wie eine alpha-Empfindung, übersetzt, d.h. in bewusste symbolisch-imaginären Gebilde aufgehoben werden. Es bleibt eine reale beta-Empfindung, ein Objekt a. Ich denke, weil die Bewusstwerdung des Realen bereits auf der phänomenalen Ebene, man denke an den Hirnstamm, so etwas wie unerträgliche Vernichtungsängste auslösen würde (vgl. Hurvich, 2015), dass keine Übersetzungen ins Bewusstsein erfolgen. Die reale beta-Empfindung bleibt isoliert, abgespalten, und alles potentiell Atmosphärisch-Phänomenale, Imaginäre oder Symbolische wird verworfen: Es wird sozusagen im Keim erstickt. So entsteht das reale Loch. Es ist die Leere, es ist ein Loch in unserer bewussten Erfahrung. Badiou (2016, S. 71) sagt, alles sei konsistent, alles sei Struktur. Warum ist das so? Weil Objekt a in der Struktur, d.h. in der Situation, verschwunden ist, als Nichts. Objekt a besteht fort, indem es sich der Zählung entzieht, und es besteht nicht fort, weil es Nichts, d.h. die Leere ist. Im Bereich A besteht nur der „Name der Nicht-Präsentation in der Präsentation“ (Badiou 2016, S. 71), also der Name des Objekts a, der, wie gesagt, als begrifflicher Platzhalter fungiert. Dahinter, hinter dem Namen, ist nichts. Badiou will nun diese Immanenz der Leere mengentheoretisch fassen (vgl. Badiou 2016, S.101-104). Er sagt zunächst, dass eine Menge β dann in einer Menge α eingeschlossen ist, wenn alle Elemente der Menge β auch Elemente der Menge α sind. Diese Relation wird als „β α“ (sprich: β ist in α eingeschlossen) geschrieben. Man sagt auch, dass β eine „Teilmenge“ von α sei. Unser Denken enthält also leere Teilmengen, welche eine Vielheit nicht-präsentierter Elemente enthalten. Diese nicht-präsentierten Elemente sind die Objekte a. Badiou spricht von einem „Umherirren [dieser leeren Teilmengen, LG]in jeder Präsentation“: „Die Leere, der nichts zugehört, wird gerade auf Grund dieser Tatsache in allem eingeschlossen“ (Badiou 2016, S. 106). Enthält die Menge a sowohl Teilmengen mit gefühlten (atmosphärisch-phänomenalen), bildhaften (imaginären) und sprachlichen (symbolischen) Gedanken, wie auch Teilmengen mit Objekten a, ist diese zwar nicht leer, aber sie enthält eben leere Teilmengen { } bzw. {ø}. Damit ist die Konsistenz jeglicher (mentaler) Struktur gefährdet (Palmetshofer, 2008, S. 102). Die universelle Immanenz der Inkonsistenz, also, dass die Leere überall ist, lässt das Konsistente, etwa das Konsistente unserer Gedanken bzw. unser psychisches Sein als äußerst fragil erscheinen.
3. Der Rand und das Ereignis
Es lässt sich ja nicht einmal sagen, ob es die Leere gibt, und wo diese genau umherschweift. Denn im Inneren einer Situation besteht keine Möglichkeit, die Begegnung mit der Leere in Gefühle, Bilder oder Worte zu fassen. Eine gewisse Transformation ist nur an einer, wie Badiou (2016, S. 200 ff.) sagt, „Ereignisstätte“ möglich, die den Rand um das Loch herum bildet. Grundsätzlich hat das Reale einen Effekt sowohl im Phänomenalem, im Imaginären und im Symbolischen: dieser Effekt ist eine Wirkung (Badiou, 2015, S. 68). Ich denke, dass der exzessive Effekt des Realen, nämlich des Traumatisch-Realen ein Ereignis bildet, das sich im Denken des bewussten Subjekts zeigt, und zwar genau am Ort der „Ereignisstätte“. Zwar ist die Ereignisstätte selbst präsentiert, insofern gedacht, aber „unter“ ihr bzw. im Loch selbst, jenseits des Randes ist das Nichts, also – dass etwas nichts ist. In der Mitte des Lochs taucht die Leere auf, und Badiou nennt dieses Auftauchen, diese Emergenz, das „Ereignis“. Aber wir können nur vom Rand des Lochs sprechen, der eine Rand-Vielheit bildet, d.h. von verschiedenen Signifikanten besiedelt ist. Insofern ist die Ereignisstätte ein Vielfaches am Rand der Leere. Die klinische Frage ist: Wie erfahren wir von dieser Ereignisstätte? Über Worte, Gefühle, Körpergefühle, Bilder und Handlungsimpulse, welche den Rand, sozusagen wie ein Pilzgeflecht besiedeln, quasi als ein „Phäno-Reales“: ein Konglomerat aus Realem und seinem Effekt im Phänomenalen, das imaginär oder symbolisch bestimmt werden kann. Ich glaube, dass diese Konglomerate am Rande der Leere klinisch auffällig sind: die Präsentation (d.h. Struktur) ist wirr, da sind chaotische, vielleicht widersprüchliche, intensive Affekte oder Körpersensationen, oder brutale Handlungsimpulse. Dann tauchen einzelne Wörter, wirre Bilder auf. Die Repräsentation (d.h. Metastruktur) wirkt inkohärent und zerhackt, durcheinander, zersetzt von assoziativen Auflockerungen bis hin zu einem halluzinatorischen Flimmern oder wirren Flashbacks, die sich kaum in ein bildliches oder sprachliches Narrativ ordnen lassen. Konzentrationsstörungen oder auch ein Durcheinanderreden, nur eine erste Ungenauigkeit im Denken, im gedanklichen Ausdruck, aber auch die Torsionen des Zeit- und Raumempfindens wie das Auftauchen von Körpersymptomen weisen auf diese Immanenz des Realen und auf die Vorliege eine Inkonsistenz hin. Manchmal handelt es sich um Momente, in denen die Nähe zur Leere direkt spürbar wird, als ein Grausen oder ein Erschüttertsein, dessen Urbeben sich bis in die Sprache fortsetzt. Möglicherweise werden diese Konglomerate die materielle Erregung des Lochs bzw. dessen heftige Empfindung entfacht, in eine wirre, ungeordnete Verknüpfung mit einbezogen (wie im Umkreis eines Feuers Weiteres in Brand gerät). Freud (1915, S. 250) beschrieb einen solchen Vorgang, wenn Verdrängtes durch die Urverdrängung anzogen wird („Man tut übrigens unrecht, wenn man nur die Abstoßung hervorhebt, die vom Bewussten her auf das zu Verdrängende wirkt. Es kommt ebenso sehr die Anziehung in Betracht, welche das Urverdrängte auf alles ausübt, womit es sich in Verbindung setzen kann“).3
Oft wird die Leere mit der Ereignisstätte, wie eine Lamelle, in den Analytiker oder die Analytikerin in Form einer projektiven Identifizierung evakuiert. Oder diese Leere samt Ereignisstätte wird mit Hilfe der Dissoziation gebannt: Die betroffene Person friert dann gleichsam ein. Der Exzess der auftauchenden Empfindung kann jedoch auch ein asymbolischen Körpersymptom verursachen, von der Migraine bis zum Herzinfarkt. Marty (1968) hat diesen Prozess der regressiven (vorübergehenden) bzw. progressiven (fortschreitenden, letalen) Somatisierung beschrieben (vgl. Stora 2007, S. 238). Es kommt zur Akkumulation einer exzessiven Erregung (durch das Auftauchen der Leere, des Objekts a). Die Attraktion des Lochs zeigt sich in einer milderen mentalen Desorganisation, etwa mit Ängsten oder Verhaltensänderungen; das sind die Elemente, die in die Ereignisstätte gezogen werden, bis es zur vorübergehenden oder fortschreitenden Somatisierung kommt, weil das Objekt a nicht übersetzt werden kann. Abbildung 7 zeigt die auftauchende Leere mit der Ereignisstätte (rote Fläche) sowie den Vektor der Somatisierung:
Abbildung 7: Die Leere mit der Ereignisstätte und dem Vektor der Somatisierung. (Eigene Darstellung)
Freud beschreibt in den Studien über Hysterie, wie im Fall der Cäcilie M. der Blick der Großmutter (der als Objekt a zu verstehen ist) zur Gesichtsneuralgie führt:
„Sie [Cäclie] lag als fünfzehnjähriges Mädchen im Bette, bewacht von ihrer gestrengen Großmama. Plötzlich schrie das Kind auf, sie hatte einen bohrenden Schmerz in der Stirne zwischen den Augen bekommen, der dann wochenlang anhielt. Bei der Analyse dieses Schmerzes, der sich nach fast dreißig Jahren reproduzierte, gab sie an, die Großmama habe sie so ‚durchdringend‘ angeschaut, daß ihr der Blick tief ins Gehirn gedrungen wäre. Sie fürchtete nämlich, von der alten Frau misstrauisch betrachtet worden zu sein“ (Freud 1895, S. 249).
Der Blick der Großmutter löst eine Empfindung (ideell)/ Erregung (materiell) aus. Letztere verbreitet sich in der Innervation des Gesichts. Wenn Objekt a durch eine Kränkung aktiviert wird, gewissermaßen das Loch oder die Leere getriggert werden, kommt es zu einer exzessiven Erregung mit einer regressiven Somatisierung, wie Abbildung 8 zeigt:
Abbildung 8: Omas Blick (Objekt a) mit der realen Empfindung und der Ausbreitung der Erregung in Form einer Neuralgie. (Eigene Darstellung)
Badiou (2016, S. 206) formuliert nun für das Ereignis und seine Stätte folgendes mengentheoretisches Mathem: eX = {x ∈ X, eX. In der Visualisierung zeigt sich die Formel, wie Abbildung 9 zeigt, folgendermaßen:
Abbildung 9: Mengentheoretische Formulierung von Ereignis und Ereignisstätte: eX = {x ∈ X, eX}. (Eigene Darstellung)
Damit ist gemeint:
- X ist der Ort bzw. die Stätte, an welchem das Ereignis e stattfindet,
- eX liest sich als „das Ereignis der Stätte X“,
- {x∈X, eX} ist die Menge sowohl aus den Elementen x, die zur Stätte X gehören, wie aus dem Ereignis eX selbst.
Badiou bricht hier übrigens die Regeln der Mengenlehre, indem er gegen das „Axiom der Fundierung“, also eine vorausgesetzte Grundregel performativ verstößt. Dieses Axiom stellt sicher, dass keine Menge sich selbst enthalten kann. Badiou behauptet jedoch: Das Ereignis eX versammelt zwei Elemente, die selbst Mengen sind, nämlich erstens: alle Elemente x des ereignishaften Ortes X, und zweitens: das Ereignis eX selbst (Badiou 2016, S. 206). Das ist ein Widerspruch, der Badious Argumentation obsolet macht. Aber mit dieser Regelverletzung will Badiou eben das Unmögliche, Regelwidrige, Nicht-Gezählte des Realen aufzeigen. Hier bricht das Reale das Gesetz der Mengenlehre. Die Formel der Mathematik transfiguriert zu einem Koan.
Allerdings ist es für Badiou (2016, S. 209) nicht entschieden, ob das Ereignis selbst bereits ein präsentierter, d.h. gezählter Teil der Situation ist, oder ob eX außerhalb der Situation verbleibt. Erst ein „interpretierender Eingriff“ (Übers. d. Verf., orig. „intervention“) kann hier eine Aussage machen (Badiou 2016, S. 208). Das „Vielfache am Rand der Leere“ wird nun benannt: Das Ereignis wird, über seine Ränder, Teil der Situation. Man muss also, so Badiou (2016, S. 232), Namen, Wörter, Signifikanten für die Elemente der Stätte erfinden, um das Ereignis als solches irgendwie zu qualifizieren. Die Worte dafür schöpft der Analytiker – gemeinsam mit dem Analysanden – aus der Leere, indem sich beide an deren Rändern aufhalten, wie an einem Vulkanrand. Es entwickelt sich dann, mit der Zeit, eine „Enzyklopädie“ als Summe von Aussagen unter einer einzigen, invarianten Bestimmung, nämlich der des Nicht-Präsentierten, der reinen Vielheit im realen Unbewussten (Badiou 2016, S. 370 f.).
Bion (1997, S. 28) spricht übrigens vom Veränderungspotential eine solchen Katastrophe, wenn die Leere auftaucht. Katastrophe meint hier keine Zerstörung, eine solche würde eintreten, wenn z.B. ein Dampfdruckkessel explodieren würde. Vielmehr geht es darum, dass etwas aus einem (katastrophalen) Zustand in einen anderen, weniger katastrophalen Zustand wechselt, d.h. in das Gefühlte, Imaginäre, Symbolische. Solche Wechsel, so Bion (1997, S. 28) finden an sog. Verzweigungen oder Bifurkationen statt. Man kann sich also Badious Ereignisstätte, mit Bion, als einen solchen Verzweigungsort vorstellen, der Neues ermöglicht. Sicherlich gibt es große Ereignisse, d.h. dass z.B. die Erfahrung eines singulären Traumas als Leere auftaucht, im äußersten Fall eines bereits in der Kindheit erfahrenen Zusammenbruchs; aber es können auch kleinere Löcher und Leeren während jeder Stunde, jeder Sitzung vorhanden sein, und es scheint mir wichtig, dass der Analytiker bzw. die Analytikerin eine Sensibilität für die klinischen Hinweise auf die Ereignisstätte entwickelt. Werden diese nämlich nicht bearbeitet, d.h. findet keine Badiou'sche Intervention statt, wird auch nichts Neues möglich sein. Die Ereignisstätte und ihre Spuren petrifizieren. Solche Menschen sind sich selbst gegenüber dann irgendwie passiv oder depressiv, anhaltend resigniert, wie versteinert (Bollas 2013, S. 14). Gelingt es aber, dass sich Neues entwickelt, dann ist es so, als ob am Rand der Leere, am Augenrand des Taifuns – oder des Vulkans – eine neue Lebendigkeit entsteht (Bollas 2013, S. 56), infolge von möglicherweise subtilster Aussprossungen, gefühlter Gedanken-Pfade, neuer Ansichten, infolge der Bereitschaft, etwas auszuprobieren oder die Dinge anders zu sehen (Goetzmann u. Ruettner, 2017). Aber das A und O ist, dass die Analysanden und Analysandinnen in einem solchen Zustand in der Tiefe ihres Selbst, wie Bollas (2013, S. 2) betont, gehört, verstanden und beantwortet werden, v.a. aber, dass sie gehalten werden. Taucht die Leere auf, ist diese Holding, glaube ich, ein wichtiger, unabdingbarer Teil der „Intervention“.
Nun möchte ich mit einem Gedicht von Paul Celan schließen; er hat es Hölderlin gewidmet (Celan 2017, S. 133). Das Gedicht zeigt, wie an der Ereignisstätte das exzessive Reale, das nichts als Ereignis ist, erste Lautkonglomerate anzieht, die überhaupt noch keinen Sinn bzw. keine explizite Bedeutung haben müssen. Es handelt sich um ein Werk von Paul Celan, das sich auf den an einer Psychose leidenden Hölderlin bezieht. Man achte darauf, was am Rande des Ereignisses, d.h. am Ende des Gedichtes geschieht:
Tübingen, Jänner
Zur Blindheit über-
redete Augen.
Ihre – „ein Rätsel ist Rein-
entsprungenes“ –, ihre
Erinnerung an
schwimmende Hölderlintürme, möwen-
umschwirrt.
Besuche ertrunkener Schreiner bei
diesen tauchenden Worten:
Käme,
käme ein Mensch,
käme ein Mensch zur Welt, heute, mit
dem Lichtbart der
Patriarchen: er dürfte,
spräch er von dieser
Zeit, er
dürfte
nur lallen und lallen,
immer-, immer-
zuzu.
(„Pallaksch, Pallaksch.“)
Hier noch ein spätes Hölderlingedicht (Hölderlin 1970, S. 312):
„Die Aussicht
Wenn in die Ferne geht der Menschen wohnend Leben,
Wo in die Ferne sich erglänzt die Zeit der Reben,
Ist auch dabei des Sommers leer Gefilde,
Der Wald erscheint mit seinem dunklen Bilde.
Daß die Natur ergänzt das Bild der Zeiten,
Daß die verweilt, sie schnell vorübergleiten,
Ist aus Vollkommenheit, des Himmels Höhe glänzet
Den Menschen dann, wie Bäume Blüt umkränzet.
d. 24 Mai 1748
Mit Untertänigkeit
Scardanelli“
Vielleicht hat Hölderlin seine wunderbarsten Gedichte auf diesem schmalen, abschüssigen Grat der Ereignisstätte geschrieben, wohl schon im Hauch der Petrifizierung und doch gehalten von der Fürsorge und Güte seiner Vermieter, der Familie Zimmer.
1 Hegel unterscheidet zwischen der ersten Negation als verstandesmäßiger Grenze oder Schranke (Collmer 2006) und dem selbstreferenziellen Negativen der Vernunft. So schreibt Hegel zur ersten Negation: „Das unmittelbare Dasein des Geistes, das Bewusstsein, hat die zwei Momente des Wissens und der dem Wissen negativen Gegenständlichkeit. (...) Die Ungleichheit, die im Bewusstsein zwischen dem Ich und der Substanz, die sein Gegenstand ist, stattfindet, ist ihr Unterschied, das Negative überhaupt“ (Hegel 2016, S. 8 f.). Es ist ein Mangel, „das Bewegende zwar als das Negative, aber dieses noch nicht als das Selbst“ zu erfassen (Hegel 2016, S. 39). Das „bloß Negative“ aufzuzeigen, zählt zum „räsonierenden Verhalten“, es ist „das Negative, das nicht das Positive in sich erblickt“ (Hegel 2016, S. 56).
2 Das Laplanche‘sche Schema in Gestalt eines Allgemeinen Modells des psychischen Seins kann aus biomathematischer Sicht auch als eine „Markovsche Decke“ [„Markov Blankett“] verstanden werden, die verschiedene, voneinander getrennte, aber unter Umständen gepaarte Zustände [„states“] umfasst: äußere und innere Zustände, sensorische Zustände und Zustände des aktiven Handelns (siehe z.B. Friston, 2013). Die inneren Zustände würden dann auch unbewusste und bewusste Zustände umfassen. Im Prinzip sind diese Zustände „Wahrscheinlichkeiten“, d.h. sie beziffern wie wahrscheinlich es ist, dass eine reale Empfindung bewusst, also in eine Gedanken transformiert wird. Die Wahrscheinlichkeit wird durch die Abwehr mitbestimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beta-Objekt a bewusst wird, geht gegen Null; die Wahrscheinlichkeit, dass ein alpha-Ding bewusst wird, ist dafür wesentlich höher (siehe auch Fußnote 3).
3 Diese Phänomene könnten auch mit dem „Friston’schen Gesetz“ [„Friston’s Law“] erklärt werden (vgl. Solms, 2021, S. 177, vgl. auch Fußnote 2). Die freie Energie nimmt zu, wenn die einer Beziehungserfahrung nicht der Erwartung, d.h. der Prädiktion entspricht. Falls der Analytiker oder die Analytikerin, d.h. der Andere, den Karl Friston (2013, siehe auch Baum in der YouTube-Aufnahme der University of Manitoba, 2021) zu dem – in epistemologischer Hinsicht – verborgenen Äußere [„hidden external“] zählt, nicht den unbewussten negativen Erwartungen bzw. der negativen Prädiktion einer traumatisierten Menschen entspricht, würde diese Unsicherheit [„uncertainty“] der freien, nicht-gebundenen Energie, also damit auch die Entropie paradoxerweise zunehmen, also die destabilisierende Entropie eines selbst-organisierenden Systems, das auf die Homöostase bedacht ist. Dann wäre (das traumatische) Objekt a der Prädiktor. Diese Sichtweise würde auch den Wiederholungszwang erklären. Denn das (traumatisierte) Individuum muss entweder handeln, um die analytische Beziehung der negativen Erwartung anzupassen (z.B. in Form einer „passage à l’acte“), oder im Verlauf der analytischen Psychotherapie seine prädiktiven Erwartungen ändern. Auf jeden Fall hat die Unsicherheit erhebliche Auswirkungen auf die Ereignisstätte und die atmosphärisch-phänomenalen, imaginären und symbolischen Gedanken, d.h. die Konglomerate und Elemente der Ereignisstätte, geraten in Folge der Zunahme der Entropie bzw. der freien Energie in eine große Unordnung, wie die Häuser und Städte, Brücken usw., die in der Umgebung eines seismischen Epizentrums lokalisiert sind: Alles erhält Risse, zerbricht oder stürzt ein. Eine homöstatische Ordnung entsteht also durch analytische Interventionen, indem die relationalen Vorhersagen, also in unserem Fall die unbewussten Prädiktionen des Traumatisch-Realen, des Objekts a, verändert und modifiziert werden.
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 4: Die präsentierte Vielheit der Elemente / Mitglieder einer Familie (Struktur).
Abbildung 6: Die repräsentierte Vielheit der Elemente einer Familie, geordnet nach Körpergröße (Metastruktur).
Autor:in: Lutz Götzmann, Prof. Dr. med. Psychoanalytiker (SGPsa / IPV), ist in eigener psychoanalytischer Praxis in Berlin tätig und hat seit 2014 eine apl. Professur an der Universität zu Lübeck inne.