Affekte bei Lacan und heute
Lutz Goetzmann
Y – Z Atop Denk 2024, 4(11), 2.
Abstract: Die hier beiden zusammen vorgelegten Texte von Lutz Götzmann und Michael Meyer zum Wischen sind aus einem monatelangen Austausch und verschiedenen Diskussionen entstanden, die sich nicht systematisieren lassen, sich jedoch um die Rolle des Affekts in Klinik und Theorie der Psychoanalyse drehten, sowie um die Bedeutung der modernen Neurowissenschaften für die Psychoanalyse. Dabei entdeckten die Autoren interessante strukturelle Berührungspunkte zwischen Lacan'schem Denken und neuropsychologischen Konzepten, die sich auch in der Theorie der Affekte als imaginäre Gedanken zweiter Ordnung von Lutz Götzmann zeigen. Differenzen und andere Akzentsetzungen ergaben sich zum Beispiel bezüglich der Frage, inwieweit die Neurowissenschaft die Psychoanalyse belegen kann. Spannende Gespräche gab es zur Relevanz des Monismus Spinozas und Hegels für das Leib/Seele Problem und darüber, ob die Affektpsychologie (in ihrer Verallgemeinerung und „Standardisierung“) der auf das Singuläre ausgerichteten Perspektive der Psychoanalyse gerecht werden kann. Die Autoren hoffen, dass diese Diskussion unter Beteiligung weiterer Leserinnen und Leser in Y weitergeführt werden kann.
Das Verhältnis von Psychoanalyse und Neurowissenschaften ist eine äußerst interessante Variante des Mind-Body-Problems. Ich schlage hier einen Weg vor, der sich für die Idee einer Theorie stark macht, die versucht, Neurowissenschaften und Psychoanalyse im Sinne eines epistemologischen Doppelaspekt-Monismus zusammen zu denken. Der Zugang ist Karl Fristons „Predictive Coding Theory“, die besagt, dass innere Zustände simulierte Vorannahmen darstellen, die sich auf die äußere Welt beziehen (Friston 2017, Solms u. Friston 2018). Diese inneren Zustände – Bilder, Töne, Gerüche, Geschmack, Körpergefühle und Gefühle – sind imaginärer Natur. Man könnte sie auch als imaginäre Gedanken bezeichnen. Jedenfalls ist das Imaginäre konstruiert. Zu dieser Konstruktion trägt sowohl ein äußerst selektiver sensorischer Input, der aus der Außenwelt stammt, wie die Rückbezüglichkeit auf bewusste und unbewusste Erinnerungen bei. Imaginäre Konstruktionen können sowohl sprachlich (symbolisch) bestimmt werden wie Handlungen bzw. Aktionen auslösen. Weil Gefühle die imaginären Zustände (erste Ordnung: Bilder, Töne, Gerüche usw.) beurteilen, sind sie imaginäre Gedanken zweiter Ordnung. Dieser strukturale Zugang zu den Gefühlen bzw. dem imaginären Register umfasst in einer eleganten Weise sowohl das Psychoanalytische wie das Naturwissenschaftliche.
Keywords: Gefühle, Predictive Coding, Simulation, Vorannahme, das Imaginäre, RSI
Copyright: Lutz Goetzmann | Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0
Veröffentlicht: 30.11.2024
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1. Das Gehirn und die Hexe der Metapsychologie
Das Verhältnis von Psychoanalyse und Neurowissenschaften ist eine äußerst interessante Variante des Mind-Body-Problems. Neben beeindruckenden Ansätzen einer neurowissenschaftli-chen Begründung der Psychoanalyse (u. a. Solms 2021) gibt es einige generelle Kritik (z. B. Laurent 2008), aber auch eine positive Resonanz (Langnickel 2013; Goetzmann 2022, 2023), die dafür plädiert, beide epistemologischen Zugänge wechselseitig füreinander fruchtbar sein zu lassen, ohne ihre ontologische Eigenständigkeit aufzugeben. Eine spezielle Forschungsrichtung bemüht sich darum, insbesondere Lacanianische Konzepte mit neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen in Verbindung zu bringen (Bazan u. Detandt 2013; Bazan 2018; Dall’Aglio 2019; Ferraro 2022). Die von psychoanalytischer Seite vorgetragene Kritik an der Verbindung von Neurowissenschaften und Psychoanalyse lässt sich so zusammenfassen, dass sich psycho-analytische und neurowissenschaftliche Theorien nicht direkt und einfach übersetzen lassen, und die Neurowissenschaft auch nicht per se geeignet sei, die psychoanalytischen Hypothesen über mentales Funktionieren zu begründen oder zu entkräften. Psychoanalytische Hypothesen sind in letzter Konsequenz Theorien über das in der Kur Gehörte und Gesprochene. Die Sprache hat aber einen gegenüber Hirnprozessen einen eigenen Status, was durchaus miteinschließt, dass sie im Gehirn neurophysiologisch prozessiert wird – und natürlich hat sie „psychologische Effekte“: auf das Erleben, die Gefühle und das Denken. Natürlich kann die Psychoanalyse sich nicht aus der Neurowissenschaft dasjenige herauspicken, was ihr zu den eigenen Konzepten umstandslos passt. Es wäre also nach einem Dialog beider Wissensbereiche zu suchen, in welchem die beidseits beschriebenen Strukturen miteinander in Verbindung gebracht werden. Ich schlage hier einen Weg vor, der sich für die Idee einer Theorie stark macht, die Neurowissenschaft und Psychoanalyse im Sinne eines epistemologischen Doppelaspekt-Monismus zusammendenkt, ohne diese Theoriegebäude zu verwechseln oder eine Identität zu behaupten. Unter anderen hat Hegel (2016, S. 43, § 389) diesen Weg bereits aufgezeichnet: Sein Vorschlag war, die Materie als materielle Seite des Ideellen, und das Ideelle als ideelle Seite der Materie zu begreifen. Insofern handelt es sich um zwei Seiten derselben Münze, wie diese Münze auch immer definiert wird: als Substanz, Gott oder eine Struktur, die nur mathematisch erfasst werden kann (Goetzmann, Siegel u. Ruettner 2024). Im Folgenden werde ich vor dem Hintergrund dieses Doppelaspekt-Monismus argumentieren, der in dem Modell, das Abbildung 1 zeigt, expliziert ist: Wenn man also annimmt, dass sich das Ideele aus dem Realen, Imaginären und Symbolischen zusammensetzt, so bilden das Ideele (mit dem Realen, Imaginären und Symbolischen: RSI) und das Materielle (d. h. der biologische Körper, das Gehirn: M) die zwei Seiten der besagten Medaille. Das Phänomenale (in der Abbildung schraffiert) ist jener Anteil des Imaginären, das (noch) nicht sprachlich, d. h. symbolisch bestimmt ist (vgl. Demmerling 2021). Das Atmosphärische sind Gefühle, die in den Raum projiziert werden. Das Reale enthält „Empfindungen“, das Imaginäre und Symbolische setzt sich aus imaginären und symbo-lischen „Gedanken“ zusammen (vgl. Goetzmann, Siegel u. Ruettner 2024).
Abbildung 1: Das RSI-Modell mit der Materie, ergänzt um die Qualität des (nicht-sprachlichen) Phänomenalen und der emotionalen Atmosphäre im Raum.
Ein vergleichbarer Weg ist Spinozas Monismus. Spinoza hat den cartesianianischen Dualismus durch ein „monistisches Feld“ ersetzt, d. h. durch eine Substanz, die sich in den zwei Attributen von Ausdehnung (Materie) und Denkung (Mens) äußert. Deren Bezug ist also nicht unmittelbar und direkt, sondern beruht auf einer Entfaltung (vgl. Niendorf u. Goetzmann 2024). Man kann hier auf Freuds Idee der (erfindungsreichen) „Hexe“ Metapsychologie zurückkommen, die verschiedene strukturelle „Werkzeuge“ bietet, um psychologische, biologische, kulturelle oder soziale Phänomene zu denken (Freud 1937, S. 69). Auch die strukturale Psychoanalyse Lacans stellt solche „metapsychologischen“ Zugänge zur Verfügung, die Verbindungen in ganz diverse Wissensgebiete schaffen. So greift Lacan immer wieder kybernetische, logische, linguistische, aber auch biologische Fragen auf. Beispielsweise sind aus naturwissenschaftlicher Sicht Gefühle Urteile über innere simulative Zustände: Urteile über imaginäre Entwürfe der Welt (Feldman-Barrett 2017, 2022). Indem die Gefühle – und die Zustände, sprachlich bestimmt werden, sind diese auch sprachlich kommunizierbar. Im Grunde geht es hier um eine RSI-Verknüpfung von Realem (nicht-repräsentierte Empfindung), Imaginärem (Bilder, Klänge, Gerüche, Gefühle usw.) und Symbolischem (Sprache) als Entfaltung der ideellen Seite des Materiellen. In diesem Beitrag möchte ich sowohl mit psychoanalytischen wie neurowissenschaftlichen Denkfiguren einen metapsychologischen Zugang zur Frage der Gefühle entwickeln, der sowohl das Ideelle wie die Materie umfasst. Die These lautet, dass Gefühle imaginäre Gedanken zweiter Ordnung sind, welche imaginäre Gedanken bzw. Konstruktionen/Simulationen hinsichtlich ihrer Valenz beurteilen, während die Sprache das Imaginäre bestimmt.
2. Semblant als Vorannahme
Seit einigen Jahren wird in den Neurowissenschaften die These vertreten, dass wir die Welt nicht eins-zu-eins wahrnehmen, sondern dass unser Bild sowohl von der inneren wie von der äußeren Welt auf Vorannahmen beruht, die in Hinblick auf bestimmte Wahrscheinlichkeiten konstruiert werden. Die Idee ist, dass wir auf Grund weniger sensorischer Signale innere Zustände (states) bilden, die als Vorannahmen (Friston 2017; Solms u. Friston 2018; Solms 2021a) bzw. als Simulationen (Feldmann-Barrett 2021) fungieren. Diese Vorhersagen sind also Entwürfe, wie die Welt im nächsten Augenblick sein könnte. Generell treffen sensorischen Signale (aus dem Körper wie aus der Umwelt) auf eine sogenannte „Markov-Hülle“. Man kann sich diese Markov-Hülle als eine Art Begrenzung vorstellen, d. h. als die Hülle eines Systems, so, wie die Zellhaut eine Zelle umhüllt. Aber im Prinzip wird die Markov-Hülle als Ort verstanden, an welchem ein Ereignis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit stattfindet. Sie ist ein logischer Operator, der zwischen Innen und Außen vermittelt. Hier werden sensorische Signale ausgewählt und ins Innere des Systems weitergeleitet. Das Gehirn wäre hinsichtlich seiner Kapazität, so die Argumentation, gar nicht in der Lage, sämtliche sensorischen Signale weiterzuleiten. Es muss eine Auswahl an Signalen getroffen werden, die dann zur Konstruktion innerer Zustände verwendet wird. Vorhersagefehler, die durch dieses prädiktive Konstruktionsverfahren entstehen, werden durch weitere Signale korrigiert, so dass schlussendlich eine neue Annahme oder Simulation aus Vorannahme und deren Korrektur entsteht.
Man könnte nun postulieren, dass es sich bei der Markov-Hülle um das Reale handelt, das zwischen dem Außen des Subjekts und seiner Innenwelt vermittelt. Die Markov-Hülle enthält die Empfindungen, welche durch die sensorischen Signale ausgelöst werden. Insofern situiert sich das Objekt a – etwa die Signale der Stimme oder des Blicks des Andern – in seiner Eigenschaft als Reales auf der Markov-Hülle.
Žižek (2020, S. 101) verweist auf die Fiktivität eines solchen Bezugspunktes, die der Markov-Hülle wie dem Realen eigen zu sein scheint, das dem Imaginär-Symbolischen immanent ist:
„Das Reale ist nicht äußerlich, nicht außerhalb der imaginären/symbolischen Textur der Fiktionen, sondern ist die immanente Unmöglichkeit dieser Textur – Illusionen kreisen um ein unmögliches Reales, das keinen substantiellen Status außerhalb der Textur der Illusionen besitzt: Das Reale ist kein harter, unerreichbarer Kern der Realität, um den herum-symbolische/imaginäre Fiktionen flottieren, die uns davor schützen, vom Realen unmittelbar berührt zu werden; es ist vielmehr ein rein virtueller (und in diesem Sinne fiktiver) Bezugspunkt, um den herum wir verschiedene Versionen der Realität konstruieren.“ (Žižek 2020, S. 101).
Insofern ist die Markov-Hülle wie das Reale ein solcher – gleichsam theoretischer – Bezugspunkt, von dem aus wir die Welt in Form probabilistisch begründeter Annahmen und Vorannahmen entwerfen. Die die inneren Zustände sind aber imaginärer Natur. Es handelt sich um imaginäre Gedanken, die als Vorannahmen, Entwürfe, Simulationen und Annahmen dienen. Das Imaginäre ist das Ergebnis einer prädiktiven Kodierung (Goetzmann, Krause, Meyer zum Wischen, Assadi u. Siegel 2024). Es ist eine Simulation, wie die Welt sein könnte. Lacan spricht vom Schein (semblant); das Imaginäre ist eine Art Täuschung – aber wir haben keine Alternative, wenn wir mit der Welt in Kontakt treten wollen. Der imaginäre Zustand ist eine Konstruktion, eine Art Simulacrum, aber ohne Original (Egloff 2024). Lacans imaginärer Semblant taucht insofern tatsächlich in den heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnistheorien auf. Im Grunde ist er wohl eine typische Figur der Postmoderne, die das Wechselspiel von Konstruktion und Dekonstruktion wiedergibt. Diese Sichtweise schließt mit ein, dass wir das Reale (die Markov-Hülle) nicht erkennen können, geschweige denn die äußere, materielle Realität. Das Reale wie die Realität bleiben uns verborgen.
Begrenzt man das Imaginäre nicht auf das Bildhafte, sondern erweitert dieses Register, das für die Sinnlichkeit einsteht, auf Geräusche und Gerüche, auf das Gespür von Berührungen oder auf den Geschmack, lässt sich sagen, dass diese akustischen, gustatorischen, olfaktorischen oder sensorischen Zustände gleichfalls imaginärer Natur sind. Solche inneren Zustände sind tatsächlich „Schein“, „Verstellung“ und „Verkennung“, zumal – und das ist ein weiterer wichtiger Punkt der Theorie der prädiktiven Kodierung – bisherige, u. a. auch unbewusste Erfahrungen eine wesentliche Rolle bei der Konstruktion innerer Zustände innehaben. So ist die imaginäre Konstruktion, die alle Modalitäten des Sinnlichen umfasst, stets ein Konglomerat aus Vorannahmen, die auf aktuellen Signalen bzw. Empfindungen und früheren Erfahrungen beruhen, die allesamt in der Situation abgerufen werden: Gegenwart ist demnach ein Mix aus antizipierter Zukunft und evozierter Vergangenheit, sei es, dass diese sich auf das reale Unbewusste bezieht oder auf das verdrängte Unbewusste (Goetzmann 2022, 2023). Das ist das Imaginäre: eine momentane konstruierte Legierung aus antizipierter Zukunft und evozierter Vergangenheit! Insofern gehören das Symbolische und das Imaginäre, wie Žižek (2020, S. 102) sagt, „nicht zur eigentlichen ontologischen Realität“. Das Gehirn nutzt nun solche Simulationen, um beispielsweise eine körperliche Aktivität auszulösen, etwa um den Apfel, der eine rote Schale hat, der duftet und an frühere Sommertage erinnert, d. h. das im Gehirn bzw. in unserem ideellen Bewusstsein imaginär konstruierte Apfel-Objekt, zu ergreifen.
Den Effekt dieser selegierten Empfindungspunkte auf das – in diesem Beispiel – Visuell-Phänomenale ist eine Wirkung des Realen auf das Phänomenale; es ist das Phänoreale (Goetzmann, Siegel u. Ruettner 2024). Das Phänoreale ist der Effekt des Realen auf das Imaginäre, das in einem weiteren sprachlich-symbolisch Schritt bestimmt werden kann.1 Jedes Wissen hinsichtlich des nicht-fassbaren Realen muss sich also auf den Schein, auf das Imaginäre stützen. Wir können uns der Welt der Objekte nur dadurch nähern, dass wir sie durch Vorhersagen mehr oder weniger präzise umreißen. Friston (2017, S. 69 ff.) beschreibt diesen Akt der prädiktiven Kodierung – d. h. dass ein sensorisches Signal kodiert wird, um eine Vorhersage herzustellen – im Rahmen eines Modells der selbstorganisierenden Systeme. Er führt dafür folgende Zustände ein, die oben bereits skizziert wurden:
1. Äußere Zustände (Ψ), d. h. es handelt sich um das Außen der materiellen Welt, die für das Individuum vollständig verborgen bleibt. In dem RSI-Modell handelt es sich um die Materie (M) bzw. die Realität.
2. Innere Zustände (R) in Form von Vor-Annahmen (Simulationen) über die äußere Welt sowie in Form von nachträglichen Annahmen, die nach Korrektur möglicher Vorhersagefehler entstehen (im Sinne korrigierter Simulationen); diese inneren Zustände lassen sich im RSI-Modell als imaginäre Gedanken bezeichnen, die phänomenal oder sprachlich bestimmt sind.
3. Sensorische Zustände (S), die zwischen der äußeren und inneren Welt vermitteln; sie sind in der sog. Markov-Hülle situiert. Im RSI-Modell handelt es sich hier um reale Empfindungen; dazu zählt auch das Objekt a.
4. Handlungszustände bzw. motorische Aktivitäten (A), welche sich aus den Voran-nahmen bzw. den nachträglichen Annahmen ergeben. Die Handlungsebene ist in Lacans RSI-Konzept nicht direkt aufgezeigt. Seine Handlungstheorie wird im Folgenden unter den Begriffen von Passage à l’acte und Acting out erwähnt werden.
Stimmen nun Vorannahmen und korrigierte Annahmen nicht überein, entsteht ein Überraschungseffekt: die Entropie im System nimmt zu, indem Energie freigesetzt wird; diese freie Energie ist nicht mehr gebunden (z. B. durch imaginären bzw. sprachliche Gedanken) und erhöht den Unruhezustand, d. h. die Entropie des Systems. Freud (u. a. 1911) würde sagen, dass die Quantität der Unlust zunimmt. Nun ist es Ziel eines jeden selbst-organisierenden Systems, dass die Entropie innerhalb des Systems so weit gesenkt wird, bis sich erneut ein homöostatisches Gleichgewicht auf einem tieferen entropischen Niveau einstellt. Diese Abnahme der Entropie kann durch eine Handlung, aber auch durch die Korrektur der Vorannahme erreicht werden. In der Psychotherapie bzw. analytischen Kur kann auch eine (Übertragungs-)Deutung zur Abnahme der Entropie, d. h. der freien, ungebundenen Energie führen, indem der Anteil unbewusster Gedächtnisinhalte an der gegenwärtigen Konstruktion offengelegt wird.
3. Das Begehren und die Angst
Schon 1962, im Angst-Seminar X finden wir bei Lacan (2010, S. 12 ff.) eine differenzierte Theorie des Affektes, wobei der zentrale Affekt derjenige der Angst ist. Man kann von der Situation ausgehen, in der das Subjekt mit dem rätselhaften und bedrohlichen Anderen konfrontiert ist, d. h. mit dessen Frage: „Che vuoi?“, wie Lacan es nennt, „Was willst Du von mir?“.
Es sind diese Fragen, die sich aufgrund der imaginären Konstruktionen, d. h. der Simulationen in Bezug auf den Andern ergeben. Das Begehren des Andern manifestierten sich jeweils im Schein, d. h. in den Simulationen des Subjekts. Hier gibt es drei Ebenen: Auf der realen Ebene treffen die – häufig sexuell konnotierten, aus dem sexuellen Unbewussten stammenden Botschaften des Andern, die sein Begehren vermitteln, in der Enklave des realen Unbewussten ein. Sie bilden Empfindungen auf der Markov-Hülle. Laplanche (u. a. 2014) sagt, dass diese Botschaften des Andern wie „unter die Haut“ eingeritzt werden. Sofern sie transformierbar sind, werden sie früher oder später (in letzterem Fall „nachträglich“) in imaginäre Zustände übersetzt. Diese Botschaften werden durch den Blick, die Stimme oder auch durch Berührungen des Andern vermittelt. Aber der Blick, die Stimme usw., diese Botschaften, die das Subjekt sieht oder hört, sind imaginäre Konstrukte. Als Konstrukt ist der Blick zärtlich, die Stimme streng, die Berührung kann trösten oder als brutaler Hieb, als Schlag verletzten.
Hier kommen nun die Gefühle ins Spiel. Ich beziehe mich v. a. auf Lisa Feldmann-Barretts Emotionstheorie (u. a. 2017, 2021). Auch diese Theorie basiert auf der Idee, dass die Gehirnaktivität, wie bereits gesagt, antizipierende Simulationen samt deren Korrekturen konstruiert. Diese simulativen Modelle werden nun emotional, d. h. mit Gefühlen bzw. Emotionen beurteilt sowie mit Wörtern sprachlich bestimmt.2 Eine solche Beurteilung ist wichtig, damit das Individuum in einer Situation weiß, ob diese lustvoll oder unlustvoll, gefährlich oder ungefährlich ist. Die spätere sprachliche Beurteilung verortet und verankert das simulierte Modell in einem sprachlichen Wissen (das das Kind von den frühen Bezugspersonen lernte). Um innere Zustände beurteilen zu können, werden diese also anhand emotionaler bzw. verbaler Konzepte kategorisiert. Auf jeden Fall tragen diese Konzepte dazu bei, dass die inneren Zustände eine emotionale bzw. verbale Bedeutung erhalten (Barsalou et al. 2003; Barrett et al. 2015).3 Gefühle bzw. Emotionen sind somit Teil einer simulativen Vorhersageschleife. Sie sind zunächst ebenso phänomenal wie die imaginären inneren Zustände, aber sie können gleichfalls versprachlicht, d. h. benannt und damit symbolisiert werden. Gefühle sind selbst imaginäre Gedanken (weil sie innerlich gefühlt werden – so wie Töne gehört und Bilder gesehen werden), aber weil sie andere imaginäre Gedanken hinsichtlich ihrer Valenz beurteilen, könnte man sie imaginäre Gedanken zweiter Ordnung nennen. Es ist aber auch möglich, dass die imaginären, phänomenalen oder symbolisch signifizierten Vorstellungskomplexe – wohlgemerkt: die Vorannahmen und Annahmen, die Entwürfe der Welt – der Aufmerksamkeit des Bewusstseins wieder entzogen, d. h. verdrängt werden, und dass nur das Gefühl, etwa die Angst, als Urteil über das inzwischen Verdrängte bestehen bleibt. – Auf jeden Fall liegen zwei Ordnungen des Imaginären vor:
1. Ein imaginärer Gedanke erster Ordnung ist die Vorannahme in Form einer prädiktiven Simulation sowie die nachträgliche Annahme, die durch die Korrektur von Vorhersagefehlern entsteht; es handelt sich um Bilder, Geräusche, Klänge, Gerüche, um den Geschmack und das Spüren von Berührungen und Bewegungen. Imaginäre Gedanken erster Ordnung entstehen durch phänoreale Effekte, die auf sensorische Signale bzw. Zustände auf der Markov-Hülle zurückgehen. Diese imaginären Gedanken sind bewusst oder vorbewusst, d. h. potenziell bewusst (z. B. ein Geräusch, dem wir keine Aufmerksamkeit schenken, etwa das Ticken einer Uhr oder Vogelgezwitscher). Imaginäre Gedanken (v. a. Bilder) können sekundär verdrängt werden.
2. Das Gefühl, dass die Simulation, d. h. die Vorannahme, sowie die nachträgliche, korrigierte Annahme beurteilt und eine emotionale Bedeutung verleiht, ist eine imaginärer Gedanke zweiter Ordnung. Auf Grund dieser Urteilsfunktion sind Gefühle imaginäre Gedanken zweiter Ordnung. Sie sind bewusst. Indem diese bewusst sind, bilden Gefühle mit ihren Merkmalen von Valenz und Erregung die Anfangsgründe des phänomenalen Bewusstseins. Gefühle treten aber vor allem dann auf, wenn der Schein, d. h. die Simulation, in eine Krise gerät, z. B. auf Grund von Vorhersagefehlern oder auf Grund von traumabedingten inneren Zuständen. Die Aufgabe der Gefühle ist es, auf diese Krise hinzudeuten.
Jaak Panksepp definierte nun sieben Basisemotionen: SEEKING, LUST, CARE, PLAY, FEAR, RAGE / ANGER, SADNESS / PANIC (Panksepp 1998; Panksepp et al. 2016). Diese Emotionen lösen Handlungsketten bzw. Aktionen aus, die sich durch einen unterschiedlichen Komplexitätsgrad auszeichnen: Für Flucht- oder Angriffshandlungen bedarf es sehr komplexer Handlungen, während z. B. Erbrechen oder Ausspucken überwiegend reflektorischer Natur sind. Wie gesagt: Prinzipiell sind Emotionen notwendig, um das Subjekt durch bestimmte Situationen navigieren zu können. Sie müssen deswegen auch bewusst sein, weil sie sonst keinen Sinn hätten. Zu diesem Arsenal gehören aber nicht nur die genannten Affekte, sondern auch körpernahe Gefühle wie Hunger oder Durst (Solms 2021a, S. 96, 114). Damit wird deutlich, dass sich die beschriebenen Affekte auf sehr verschiedene Ebenen beziehen, z. B. auf die Ebene des Bedürfnisses und dessen Bedrohung, andere auf die Bereiche eines Anspruchs oder einer Begehrenskrise, wie nicht selten in der Trauer. – Insbesondere gibt es aber zwei Formen von Angst: PANIC bezieht sich auf die Situation des Verlustes. Der Andere wird gesucht. FEAR dagegen wird ausgelöst, wenn sich das Subjekt vom Andern bedroht fühlt; die typische motorische Reaktion ist dann die Flucht. Aus der Lacan'schen Perspektive bezöge sich PANIC auf die Bedrohung, die sich ergibt, wenn der Andere sich abwendet. Hier ist das Subjekt der Überflutung durch ein nicht mehr limitiertes und schmerzliches Genießen ausgesetzt. FEAR bezieht sich auf die Situation, dem Begehren – oder auch den Ansprüchen – des Andern schutzlos ausgesetzt sein. Insofern kann man die Affektlehre Panksepps als eine Theorie der affektiven Beziehung zum andern lesen, d. h. zu einem Objekt, das vor dem Hintergrund seiner Traumata und Konflikte antizipierend konstruiert wird.
Somit wird deutlich: Gefühle sind bei Lacan – wie auch in den heutigen naturwissenschaftlichen Konzepten – eine symbolisch-imaginäre Konstruktion, die auf strukturellen Annahmen beruht. Sie sind nicht verdrängt, d. h. sie sind bewusst und können verschoben werden. Insofern geht es um imaginäre „Gedanken“, die bedrohliche innere und simulative Zustände indizieren, aber diese auch zu fassen, zu konzentrieren und zu verarbeiten versuchen. Diese Zustände haben einen wichtigen Bezug zum Anderen, und die Gefühle modulieren eben diesen Bezug und teilen ihn intersubjektiv mit – mit Hilfe direkter expressiver Mittel, etwa der Mimik bzw. mit Hilfe der Sprache. Die Angst tritt vor allem auf, wenn der Semblant als imaginär-symbolischer Zustand in eine Krise gerät. Es ist dann die Angst, welche den krisenhaften Schein als Gefahr bewertet.
4. Émotion, Movement und die Jouissance
Lacan (2010, S. 24, 102) hat nun eine Art Matrix entworfen, die durch die vertikale Achse de Bewegung (movement) und die horizontale Achse der Schwierigkeit (difficulté) bestimmt ist (siehe auch Harari 2001). Eine Funktion f (z. B. Symptom, symptôme) wird durch die Variablen „Bewegung“ (x) und „Schwierigkeit“ (y) definiert: f (x, y). Abbildung 2 zeigt diese Angst-Matrix:
Abbildung 2: Tabelle der Angst (Lacan 2010, S. 102).
Dieses Schema könnte man als Lacans „emotionales“ Grid (im Bion'schen Sinne)4 bezeichnen, das die Wege möglicher Verarbeitungen von Bewegungen des Subjekts beschreibt. Mit anderen Worten: als das Grid, welches das entropische Ausmaß der freien Energie und der Versuche, die entsprechende Schwierigkeit durch die Bindung der Energie (z. B. im Symptom) bzw. durch eine motorische Abfuhr (acting out, passage à l’acte) zu bewältigen. Die Angst (angoisse) ist hier das Urteil über einen Zustand der Verwirrung (émoi), der mit der größten Schwierigkeit (difficulté) einhergeht. Sie tritt auf, wenn der Semblant in die Krise gerät, d. h. wenn der imaginäre Zustand krisenhaft ist. Es ist somit die Angst, welche den in diesem Sinne krisenhaften Schein deutet.
Hier stellt sich die Frage: Wie ist dann das Verhältnis zwischen Angst und Jouissance? Eine Möglichkeit, die Jouissance innerhalb des Homöostase-Modells zu denken, besteht nun darin, die Jouissance als eine inflationär-exzessive Dimension des Affekts zu begreifen (namentlich der Angst).5 Wenn man sich Tabelle 2 vor Augen hält, situiert sich die Angst an dem Ort, wo Bewegung und Schwierigkeit beide sehr ausgeprägt (das Feld rechts unten). Die Jouissance ist ein Exzess der Angst, also sie befindet sich (innerhalb des Feldes rechts) unten an dem Punkt, wo die Angst am extremsten ist. Insofern ist die Jouissance ein Urteil über einen Zustand von exzessiver Verwirrung und Schwierigkeit. Sie verweist auf die exzessive Entropie, auf das Äußerste an Entropie in einem System. Der Affekt (d. h. in diesem Fall die Angst) erhält an dem äußersten Punkt von entropischer Bewegung und Schwierigkeit die Qualität eines schmerzlichen Genießens. Die Lust hingegen wäre die deflationär-exzessive Dimension eines Affekts. Sie wäre an dem innersten Punkt von Bewegung und Schwierigkeit zu situieren (im Feld der Hemmung): Jedenfalls da, wo entropische Bewegung und Schwierigkeit der simulierten Situation am geringsten sind.6 Abbildung 3 zeigt das Tableau der Angst, bezogen auf den imaginären Zustand, die Angst und die Entropie, ergänzt durch die Variablen der Jouissance und Lust:
Abbildung 3: Das Tableau der Angst.
Die Jouissance ist also die exzessive Dimension des Affekts: Sie ist das schmerzliche Genießen. Sie beurteilt Zustände, die sich durch eine exzessive Entropie, die sich also durch die Spitzen freigesetzter und damit ungebundener Energie auszeichnen. Die Jouissance ist ein Urteil über exzessive Zustände, und sie fällt dadurch selbst der Exzessivität anheim. Sie ist Ausdruck einer inflationären Exzessivität (z. B. Erwartungsspannung, siehe Bazan und Detandt 2013), während die Lust Ausdruck deflationärer Exzessivität ist (indem das Triebziel erreicht wird). Was können wir daraus schließen? Die Überlegungen zur inflationären Exzessivität zeigen, dass das Valenz-system der Neurowissenschaften nicht nur zwischen Lust und Unlust aufgespannt werden sollte, sondern vielmehr auch zwischen der Lust und der Jouissance. In diesem Fall wird die Jouissance zu einem weiteren (emotionalen) Navigator – vielleicht dem wichtigsten – in den Situationen, in welchen sich das Subjekt anhand seiner Simulationen bewegt. Die simulative Vorannahme, die sich auf das Objekt a bezieht, d. h. dieses Phantasma konstruiert, wird durch die Erwartungsspannung der Jouissance bewertet, welche das Subjekt durchaus zu einem transgressivem Verhalten wie auch zur Wiederholung verführen und motivieren kann. Diese Überlegungen mögen zeigen, wie fruchtbar der Hegelsche Doppelaspekt-Monismus ist, der es ermöglicht, psychoanalytische Überlegungen und die Befunde der Neurowissenschaft in einer Metapsychologie zu vereinen (vgl. Dahl 2013). So könnte die Psychoanalyse von der naturwissenschaftlichen Auffassung des Imaginären (etwa als Resultat eines prädiktiven Kodierens) profitieren und die Neurowissenschaften von den komplexen Vorstellungen der Psychoanalyse, etwa über das Wesen und die Funktion der Jouissance.
1 Man könnte sagen: Hier setzt das Phänoreale, d. h. der Effekt des Realen auf das Phänomenale seine eigene Ursache: „Die Wirkung setzt ihre eigene Ursache.“ (Žižek 2020, S. 115). Žižek (2020, S. 117) verweist auf Hegels „absoluten Gegenstoß“: „Die Wirkungen einer Ursache erzeugen rückwirkend diese ihre eigene Ursache“. Es findet eine kreisförmige Selbstsetzung statt, indem die inneren imaginären Zustände Objekt a erzeugen.
2 Wir verwenden die Begriffe Emotion, Affekt und Gefühl synonym. Uns geht es an diesem Punkt um die Idee imaginärer Gedanken 2. Ordnung, d. h. imaginäre Gedanken, die andere imaginäre Gedanken (Bilder, Geräusche, Gerüche) daraufhin beurteilen, ob diese lustvoll oder unlustvoll sind.
3 Lacan differenziert hier zwischen Bedeutung und Sinn eines Wortes bzw. einer Wortkombination, indem er Freges Unterscheidung zwischen Bedeutung und Sinn übernimmt (vgl. Frege 2008, S. 23-46). Die Bedeutung des Zeichens bezieht sich unmittelbar auf den Gegenstand, der bezeichnet wird. Der Sinn des Zeichens bezieht sich hingegen auf „die Art des Gegeben Seins“ des Gegenstandes. Der Sinn berücksichtigt also weitere Umstände (Frege 2008, S. 24). Insofern ist die Bedeutung „einseitig“, der Sinn ist jedoch „allseitig“. Aus Sicht der prädiktiven Kodierung ist der zu bezeichnende Gegenstand eben nicht in der äußeren, uns verborgenen Wirklichkeit zu situieren. Vielmehr ist der zu bezeichnende Gegenstand ein simulierter, dessen Sinn bzw. dessen Bedeutung durch die Verknüpfung sowohl mit dem Affekt wie mit der Sprache deutlich wird.
4 Bion verwendete das Grid (Gitter) als Arbeitsmodell, um psychische Vorgänge zu verstehen.
5 Bazan u. Detandt (2013) schlugen übrigens vor, die Jouissance auf der materiellen Ebene im dopaminergen System der mesolimbischen Hirnareale zu verorten.
6 In Anschluss an Darian Leaders (2021, u. a. S. 108 f.) Kritik am Homöostase-Modell sagt d’Aglio (2022, 2023, siehe auch Solms 2021b), dass es homöstatische Systeme widersprüchlich sein können: Flieht ein Individuum aus Furcht (FEAR) vor dem Andern (etwa um nicht verschlungen zu werden), läuft es gleichsam in die Arme der Panik (PANIC), alleine und verloren zu sein. Die Abnahme (Deflation) der Entropie in dem einen System führt zur Zunahme der Entropie im anderen System (Inflation). So fällt eine Vielzahl von Homöostasen mit einem grundlegenden strukturellen Widerspruch zusammen (Dall’Aglio 2022). Als Folge der homöostatischen Unmöglichkeit ist das affektive Bewusstsein der Überschuss an gefühlter Unsicherheit. Die Jouissance ergibt sich aus diesem Widerspruch. Die homöostatische Unmöglichkeit und das Vorhandensein eines affektiven Bewusstseins bilden die Bedingungen des Genießens (Dall’Aglio 2023).
Literaturverzeichnis
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Bazan, Ariane (2018): „Psychoanalysis and academia: Psychoanalysis at the crossroads between exact and human sciences“. In: International Forum of Psychoanalysis 27, S. 90-97.
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Dall’Aglio, John (2019): „Of brains and Borromean knots: A Lacanian meta-neuropsychology“. In: Neuropsychoanalysis 21, 1, S. 23-38. doi.org/10.1080/15294145.2019.1
619091
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Autor:in: Lutz Götzmann, Prof. Dr. med. Psychoanalytiker (SGPsa/IPV), ist in eigener psychoanalytischer Praxis in Berlin tätig und hat seit 2014 eine apl. Professur an der Universität zu Lübeck inne.
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